Der Moment, wenn du mich Dinge fragst
Fragen stellst, die kein anderer jemals gestellt.
Der Wortlaut ähnlich, doch von Interesse
schwangerer als jemals zuvor.
Du ganz nah an meiner Mauer stehst,
die Hand anlegst, ganz leicht. Fast unmerkbar
sacht.
Diese Momente sind schwer.
Fast unhaltbar – taub geahnt
doch tausendmal sensibler als geglaubt.
Nicht weil du sie berührst, sondern
weil sie in diesen Momenten sichtbar für mich wird.
Die Mauer, Stein für Stein
geschaffen in vergangenen Zeiten.
Gebaut aus Schmerzen in schwarz weiß.
Verspiegelte Steine, Reihe für Reihe.
Transparent für mein Auge
in Momenten meiner eigenen Helligkeit.
Ein Schritt zu nah
verstummt das Licht.
Unerwartet,
regungsloses Chaos.
Von jetzt auf gleich.
Umgeben von vergangenen Erinnerungen,
angstgetriebener Befürchtung, unrationeller Angst
in rechteckige Formen gepresst.
Dieser Moment ent-täuschend hell
lässt mich erstarren.
Momente, überwältigt durch das eigene Fühlen.
Die Sichtbarkeit für das eigene Auge
erschütterlichst schwer.
Der einfache Weg des Umgangs
ist der altbewährte.
Alles Geld auf das Bekannte setzen
sekundenschnell.
Die vermeintlich größte Angst
jemand könnte all das sehn,
in diesem Moment
schutzlos, offen, wund.
Sehen wie erschrocken, erschüttert,
verurteilend sich der reflektierte Vorhang lüftet
und mein Blick auf mein monochromes,
steiniges Relief starrt.
Nicht existent geglaubt,
doch immer da gewesen.
Die größte Angst,
ist nicht der Blick von außen.
Sondern in die verurteilenden Augen
meines Spiegelbildes zu starren.
All das schmerzt mehr
als alles andere.
Langsam bewusst werden,
dass die Hand ein leises Angebot
– keine Anklage –
entspannt sich die Enge.
Eine Chance, Mauer gegen Grenze zu ersetzen.
Stein für Stein, Schritt für Schritt.
Unendlich lange nach Sichtbarkeit gesehnt,
doch nie geahnt,
was es genau bedeutet.
Wirklich gesehen zu werden,
von anderen
aber vor allem von sich selbst.
Unreflektiert, anerkennend, ehrlich, zitternd roh
in Momenten der Verletzlichkeit nach Außen
tretend.
Der sehenden Verletzlichkeit
als Grundlage jener inneren Stärke
für echte Intimität entgegen blickend.
Alles setzen auf All-in.
